Wenn du dein Kind in der Klinik zur Welt bringen willst, könnten dir folgende Anregungen bei der Orientierung helfen:

 

 

Wie viele Hebammen sind jeweils parallel im Dienst? Je mehr Kinder also in einer Klinik geboren werden, desto mehr Hebammen sollten im Dienst anwesend sein.

 

 

  • Wie häufig muss eine Hebamme mehrere Frauen gleichzeitig begleiten?
  • Kannst du eine Beleghebamme mitbringen? 
  • Wie hoch ist die Kaiserschnittrate
  • Wie hoch ist die Rate an Dammschnitten bezogen auf die vaginalen Geburten?
  • Wie lange darfst du schwanger bleiben? Ab wann wird dir eine Einleitung nahe gelegt? Wird individuell entschieden?
  • Bekommst du routinemäßig einen venösen Zugang oder nur wenn die Notwendigkeit besteht?
  • Wie ist der Umgang mit dem CTG unter der Geburt?
  • Gibt es sonstige spezielle Routinemaßnahmen?
  • Könntest du dein Kind auch aus Beckenendlage, also mit dem Popo zuerst auf natürlichem Weg zur Welt bringen? Wie viele solcher Geburten werden jährlich in der jeweiligen Klinik durchgeführt und gibt es Bedingungen/Einschränkungen, an die eine solche Geburt geknüpft ist? (Rückenlage, routinemäßiger Dammschnitt, PDA)
  • Wie viele Frauen gebären aufrecht und wird die freie Wahl der Gebärposition wirklich von allen Hebammen und auch von den Ärztinnen unterstützt?
  • Wird sogenanntes forciertes Pressen betrieben oder erhalten Gebärende die Möglichkeit, nach eigenem Empfinden mitzuschieben?
  • Wie häufig wird ein Kristellerhandgriff durchgeführt, also in der Geburtsphase auf den Bauch gedrückt?
  • Wie viele Kinder werden per Saugglocke oder Zange geboren?
  • Wie ist das Verhältnis zu Wassergeburten?
  • Wie ist das Prozedere bei einem Kaiserschnitt genau? Bekommst du dein Kind im OP nackt auf die Brust gelegt?
  • Welche Routinemaßnahmen sind im Bezug auf dein Kind üblich?
  • Wie lange darf dein Kind nach der Geburt ungestört in deinem Arm ankommen?
  • Ist die Klinik babyfreundlich zertifiziert? Gibt es eine angemessene Stillunterstützung?
  • Auf welche Weise wird zugefüttert wenn nötig?
  • Hast du den Eindruck, dass sowohl Hebammen als auch Ärzte Frauen das Gebären aus eigener Kraft uneingeschränkt zutrauen?
  • Wie viele Frauen liegen in einem Zimmer? 
  • …und was dir sonst noch wichtig ist für deine Geburt!

 

Versuche einen möglichst detaillierten Blick hinter die Kulissen zu erlangen, um den „geburtshilflichen Geist“ der jeweiligen Klinik zu erforschen. Frage kritisch nach! Verlange Statistiken! Setze dich ein für deine gute Geburt. 

 

Hintergründe

 

                             "Man muss viel wissen, um wenig zu tun."- das ist geburtshilfliche Kunst

 

Leider werden in deutschen Kliniken nur 7% aller Kinder ohne Eingriffe in die Geburt geboren (Einleitung, Dammschnitt, Wehentropf, Eröffnung der Fruchtblase, Saugglocke, Kaiserschnitt). Sehr viele Eingriffe sind vermeidbar, leider fehlt es oft an Zeit und personellen Ressourcen. Eine wehende Frau braucht eine liebevolle Begleitung, um ohne Schmerzmittel auszukommen. Eine vaginale Geburt, die sich schwierig gestaltet

braucht hohen personellen Einsatz und fundiertes geburtshilfliches Wissen, wird von den Krankenkassen aber dennoch  schlecht bezahlt. Einem Kind per Kaiserschnitt oder Saugglocke/Zange auf die Welt zu helfen, wird besser vergütet, obwohl der zeitliche und damit personelle Einsatz viel geringer ist. Auf diese Weise ist in den letzten Jahrzehnten auch die Erfahrung, was eine nichtinvasive Geburtshilfe angeht vielfach verloren gegangen, so dass häufig nur der Kaiserschnitt bleibt.Die Sorge vor juristischen Konsequenzen trägt ihr Übriges dazu bei. Wer invasiv in eine Geburt eingreift hat im Schadensfall weniger zu befürchten als jemand, der eine zurückhaltende Geburtsbegleitung gewählt hat, häufig zu Unrecht. Insgesamt ein System, das natürliche Geburten nicht fördert.

 

Eine gute Geburt braucht eine Frau, die bereit ist, ihre Aufgabe als Gebärende zu übernehmen und eine Begleitung, die geprägt ist von Erfahrung, Wissen, meisterlicher Zurückhaltung und Respekt vor dem Wunder der Geburt.